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AutorenbildTara Marth

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Vom gelegentlichen Aufschieben bis hin zur Prokrastination


Ich will ehrlich sein. Es hat ewig gedauert, bis ich diesen Blogeintrag überhaupt angefangen habe. Ich habe mich sicher zehn Mal hingesetzt, nur um dann draufzukommen, dass die Wäsche unbedingt gewaschen gehört oder dass das Scrollen durch Facebook viel spannender ist. Ironisch, ich weiß.



Viele kennen das – eine Aufgabe müsste erledigt werden und was tun wir? Alles, nur das nicht.

Sei es die Steuererklärung, eine Präsentation für die Uni oder Schule, eine Kalkulation in der Arbeit, oder eben auch etwas, das uns im Normalfall eigentlich Spaß macht, wir aber aus irgendeinem Grund im Moment nicht machen wollen.


„Aufschieberitis“

Das Phänomen des ständigen Aufschiebens wird oft als „Aufschieberitis“ belächelt, und der Grund, etwas nur „auf den letzten Drücker“ leisten zu können damit begründet, dass man nur durch Stress einen Motivationsschub erhält.


Das kann ab und zu wirklich normal sein. Gerade Dinge, die wir nicht machen wollen, weil sie mühsam sind – nehmen wir zum Beispiel die Steuererklärung her – schieben wir gerne vor uns hin, bevor wir uns dann murrend hinsetzen und es erledigen.


Klüger wäre es natürlich, gerade solche Dinge rasch anzugehen, damit wir auch innerlich damit abschließen können. Aber es tut auch nicht wirklich weh, ein, zwei Dinge vor sich hin zu schieben.


Schwierig wird es, wenn wir das immer und mit allen Dingen tun. Rechnungen werden zu spät bezahlt, das Geschirr stapelt sich und der Chef fragt zum wiederholten Mal nach dem Quartalsbericht. Und erst wenn Mahnungen reinflattern, kein reiner Teller mehr im Haus ist und man dem Chef bereits absichtlich aus dem Weg geht, kann man sich motivieren, die Aufgaben zu erledigen.


Hier sieht man den Unterschied zwischen einem gelegentlichen Aufschieben und einer echten Prokrastination.


Chronisches Aufschieben


Die Definition von Prokrastination, die mir am besten gefällt, ist jene von Solomon & Rothblum (1984): Prokrastination ist der Vorgang, Aufgaben so lange unnötig zu verschieben, bis subjektive Beschwerden auftreten.


Was sind subjektive Beschwerden? Ein ungutes Gefühl, ein ständiges an die Aufgabe denken müssen, schlechter und unruhiger Schlaf, sogar Bauchweh und andere psychosomatische Symptome. Zusätzlich kann ein chronisches Prokrastinieren auch zu sozialen, finanziellen und arbeitsrelevanten Problemen führen.




Warum tu ich mir das an?


Die Gründe für das Aufschieben sind vielfältig.

  • Wir überschätzen, wie viel Zeit wir noch für die Ausführung von Aufgaben haben.

  • Wir überschätzen, wie motiviert wir in Zukunft sein werden.

  • Wir unterschätzen, wie lange bestimmte Aktivitäten dauern werden.

  • Wir gehen fälschlicherweise davon aus, dass wir in der richtigen Stimmung sein müssen, um an einem Projekt zu arbeiten.

Bei manchen Menschen ist es tatsächlich so, dass sie immer glauben, sie hätten mehr Zeit eine Aufgabe zu erledigen, als wirklich der Fall ist. Das sind auch oft die Menschen, die zu Terminen grundsätzlich zu spät kommen. Sie haben ein schlechtes Zeitgefühl.


Bei anderen Menschen ist es auch der Glaube, dass sie im richtigen Gemütszustand sein müssen, um eine bestimmte Aufgabe erledigen zu können. Die Wahrheit dabei ist leider, dass, wenn wir immer darauf warten, bis wir in der richtigen Stimmung sind... na dann kommt die richtige Stimmung vielleicht nie und die Aufgabe wird gar nicht erledigt.


Zusätzlich zu dem „warum“, rationalisieren wir unser Verhalten auch gerne. Tuckman et al. fanden 15 Ausreden, die wir uns selbst und unserer Umgebung geben, wenn wir etwas aufschieben:

  1. Unwissenheit: "Ich wusste nicht, dass ich das tun sollte."

  2. Mangel an Fähigkeiten: "Ich weiß nicht, wie es geht."

  3. Apathie (1): "Ich will das wirklich nicht tun."

  4. Apathie (2): "Es macht wirklich keinen Unterschied, ob ich das aufschiebe."

  5. Apathie (3): "Niemand kümmert sich wirklich darum, ob ich das tue oder nicht."

  6. Apathie (4): "Ich muss in der richtigen Stimmung sein. Das bin ich nicht."

  7. Feste Gewohnheiten (1): "Aber ich habe das immer so gemacht und das ist schwer zu ändern."

  8. Feste Gewohnheiten (2): "Ich weiß, dass ich das in letzter Minute meistern kann.

  9. Feste Gewohnheiten (3): "Ich arbeite besser unter Druck.

  10. Trägheit: "Ich kann einfach nicht anfangen."

  11. Schlechtes Gedächtnis: "Ich habe es einfach vergessen."

  12. Körperliche Probleme: "Ich konnte es nicht tun; ich war krank."

  13. "Angemessene" Verzögerungen (1): "Ich warte nur auf die beste Zeit dafür."

  14. "Angemessene" Verzögerungen (2): "Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken."

  15. "Angemessene" Verzögerungen (3): "Diese andere Gelegenheit wird nie wieder kommen, deshalb kann ich sie nicht verpassen."


Kommen Ihnen manche dieser Ausreden bekannt vor? Mir auch. Und wie gesagt, ein paar Dinge aufzuschieben, ist nicht so tragisch.

Sollten Sie oder Ihre Umgebung aber anfangen, darunter zu leiden, dann gibt es doch ein paar Dinge, die Sie tun können, um das Aufschieben zu verringern.


Tipps für chronische AufschieberInnen

  • To-Do-Listen erstellen

Klingt simpel, muss man aber lernen. Gute To-Do-Listen zeigen auf, was die Prioritäten sind und bis wann welche Aufgabe erledigt sein muss.

  • Ein Schritt nach dem anderen

Teilen Sie die Elemente auf Ihrer Liste in kleine, überschaubare Schritte auf, damit Ihre Aufgaben nicht so überwältigend erscheinen.

  • Warnzeichen erkennen

Achten Sie darauf, welche Gedanken Ihnen kommen, wenn sie an die zu erledigende Aufgabe denken. Tun Sie Ihr Bestes, dem Drang des Aufschiebens zu widerstehen. Wenn Sie anfangen zu zögern, zwingen Sie sich, ein paar Minuten an Ihrer Aufgabe zu arbeiten.

  • Vermeiden Sie Ablenkungen

Fragen Sie sich, was Ihre Aufmerksamkeit am meisten auf sich zieht - ob Instagram, Facebook-Updates oder lokale Nachrichten - und schalten Sie diese Ablenkungsquellen aus.

  • Belohnen Sie sich

Wenn Sie einen Punkt auf Ihrer To-Do-Liste rechtzeitig fertiggestellt haben, gratulieren Sie sich selbst und belohnen Sie sich, indem Sie sich etwas gönnen, das Ihnen Spaß macht.


Aber Achtung: Auch das Erstellen einer To-Do-Liste kann eine Prokrastinationstaktik sein. Wenn Sie sich also dabei ertappen, dass Sie die Liste mit allerlei Farben und anderem Schnickschnack ausstatten, halten Sie inne und fokussieren Sie sich auf die wesentlichen Dinge: Name der Aufgabe, Priorität und Erledigungsdatum.


Zu wissen, was die Gründe für Ihr chronisches Aufschieben sind und wie Sie am besten damit umgehen können, ist der erste Schritt, um Aufgaben termingerecht zu erledigen. Falls Sie Hilfe damit brauchen, können Sie sich gerne direkt bei mir ein Erstgespräch ausmachen.

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